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Langzeitsimulation belegt Rückhaltewirkung von Regenwasserspeichern

Wetterextreme nehmen weiter zu“. Diese Schlagzeile tauchte immer wieder auf, wenn über den UN-Weltklimagipfel in Bonn berichtet wurde. Wir Deutsche nehmen zunächst die stärker werdenden Regenereignisse wahr. So sind in Berlin im Juni innerhalb von 18 Stunden bis zu 150 Liter pro Quadratmeter niedergegangen. Das ist die Menge eines durchschnittlichen Vierteljahres.

Bei außergewöhnlichen Regenereignissen wird die Kapazität der Entwässerungssysteme schnell deutlich überschritten. Die entstehenden Überflutungen können zu großen Schäden an Gebäuden führen und Menschenleben in Gefahr bringen.

Auf vielen Ebenen bleiben die Reaktionen nicht aus. Eine Reihe von Forschungsvorhaben beschäftigen sich damit, wie Städte wasserresilienter werden können. Daraus entstehen ganzheitliche integrative Ansätze, die zeigen, dass ein Regenwassermanagement nicht nur Starkregenereignisse abfedern kann. Instrumente werden entwickelt, wie wassersensible Stadtgestaltung handhabbar gemacht werden kann (s. Blogbeitrag Wasser in der zukunftsfähigen Stadt ). Städte wie Köln geben Leitfäden für Bauherren und Architekten heraus zum Thema wassersensibles Planen und Bauen. Der Anteil der Neubauvorhaben, die die Auflage erhalten, starke Niederschläge auf dem Grundstück zwischen zu speichern und nur gedrosselt abzugeben, steigt.

Besteht eine Auflage zur Regenwasserrückhaltung oder – versickerung, so wird die Retentionswirkung vorgeschalteter Regenwasserspeicher bisher in der Auslegung nicht berücksichtigt. Das Hinweisblatt H101 der Fachvereinigung Betriebs- und Regenwassernutzung e.V. (fbr) hat das Potenzial, dies zu ändern.

Die Grundlage

Bei der üblichen Speicherauslegung für die Regenwassernutzung gibt es eine optimale Speichergröße.

Verhältnis Trinkwassersubstitution zu Speichergröße, Quelle: fbr-Hinweisblatt H101

Sie ist theoretisch genau dann gegeben, wenn die Steigung der Kurve Deckungsbeitrag den Wert 1 erreicht. Eine weitere Steigerung der Speichergröße führt nicht mehr zu zusätzlichen Deckungsbeiträgen, die die Wirtschaftlichkeit der Regenwassernutzung erhöhen. Auf der anderen Seite steigt die Rückhaltewirkung von Regenwasserspeicher mit zunehmender Größe. Die unterschiedlichen Ganglinien zeigen das:

Ganglinien Regenwasserzisternen, Quelle: fbr-Hinweisblatt H101

Ist die Speichergröße ausreichend groß, wird die Spitze des Starkregenereignisses gepuffert. Eine Abflussreduzierung – hier von 20 % – ist erreicht.

Der Nachweis 

Jedes Bauvorhaben hat seine individuellen Rahmenbedingungen. Voraussetzung für einen belastbaren, genehmigungsfähigen Nachweis ist eine Langzeitsimulation. Hier werden über einen Zeitraum von mindestens 10 Jahren das Verhältnis von Zisternengröße und Abflussreduzierung dargestellt. Ein hoher Bedarf an Regenwasser gerade in den Monaten April bis September erhöht die Abflussreduzierung, da gerade in diesem Zeitraum viele Starkregenereignisse liegen. Die passenden Verbraucher dafür sind die Bewässerung von Grün am, um, auf und im Gebäude oder die adiabate Kühlung.

Der Effekt

Über die Langzeitsimulation wird der Doppelnutzen eines hinreichend großen Regenwasserspeichers offensichtlich. Er speichert Regenwasser für die Nutzung und er puffert Starkregenereignisse. Da die Rückhaltung oder Versickerung i.d.R. einem Gebot entspringt, kann ein Teil der Kosten des Regenwasserspeichers in die ohnehin anfallenden Kosten der Regenwasserrückhaltung kalkuliert werden. Das erhöht die Wirtschaftlichkeit der Regenwassernutzung. Eine weitere Synergie entsteht, wenn der Filterschacht vor dem Regenwasserspeicher auch die Schutzfunktion für die nachgeschaltete Regenwasserversickerung oder – rückhaltung übernimmt.

Das Fazit 

Die Vorteile einer Regenwasserbewirtschaftung werden vor dem Hintergrund des Klimawandels immer deutlicher. So gibt es auch in dieser Dimension einen Doppelnutzen. Die Verdunstungskälte von Regenwasser ist die beste Antwort auf eine Überhitzung auf Gebäude-, Quartier- und Stadtebene.

Die Aufgabe ist jetzt, diese Vorteile in Anreize für die Bauherren umzuwandeln. Manche Kommunen wie Hannover honorieren eine Regenwassernutzung durch eine Reduzierung der relevanten Quadratmeter zur Berechnung der Niederschlagswassergebühr. Ein einfacher Weg ist auch, Zisternen einen Abflussbeiwert zuzumessen. Idealerweise geschieht das in einem einfachen pauschalen Verfahren. Bei Gründächern ist das bereits Planungsalltag. Der Rückhalteeffekt von Regenwasserspeichern ist absolut vergleichbar. So ist es an der Zeit, dass dies auch in den technischen Regeln berücksichtigt wird. Bei großen Bauvorhaben brauchen Sie darauf nicht zu warten. Hier lohnt sich eine individuelle Langzeitsimulation. Wir übernehmen das gerne für Sie.

Auch wenn wir damit die Auswirkungen des Klimawandels auf die deutschen Städte abmildern können, sind wir alle aufgerufen, uns darüber hinaus mit politischem Druck und eigenem Verhalten für unser Klima einzusetzen. Ich wünsche uns allen viel Erfolg dabei.

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