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Vorsorge ist besser als Nachsorge – auch beim Thema Wasser. Deutschland ist noch nicht wie andere Regionen der Welt vom „Kampf um das blaue Gold“ betroffen. Jedoch warnen Forscher vor einem klimabedingten Rückgang der Wasserverfügbarkeit in naher Zukunft. Einige Auswirkungen des Klimawandels auf den Wasserhaushalt sind bereits spürbar. Dazu gehören erhöhte Temperaturen, Dürreperioden, Starkregenereignisse und zunehmende Engpässe bei der Trinkwasserversorgung. Um den möglichen Folgen wirksam entgegenwirken zu können, sind frühzeitige Maßnahmen unumgänglich. In der Politik ist das Thema Wasser mittlerweile angekommen. Hierzu hat das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) am 8. Juni den ersten Entwurf für eine Nationale Wasserstrategie vorgelegt und somit einen wichtigen Meilenstein zu einer nachhaltigen Wasserwirtschaft gesetzt.

Wie sieht die aktuelle Wassersituation in Deutschland aus?

Bisher ist das Wasserdargebot zwar ausreichend gedeckt, aber regional ungleichmäßig verteilt. Manche Regionen nutzen jetzt schon mehr Wasser, als in den jeweiligen Gebiet vorhanden ist. Laut dem Jahresbericht der Fona, werden sich regionale Knappheitsprobleme, durch den Klimawandel zuspitzen. Veränderungen, die für die regionalen Folgen des Klimawandels von Bedeutung sind, wären unter anderem Extremwetterereignisse, längere Trockenzeiten und Hitzeperioden.

Seit Beginn der flächendeckenden Wetteraufzeichnung 1881 sei die mittlere Temperatur um rund 1,9 Grad in Deutschland gestiegen. Der Trend wird auch für die Zukunft mit einer Zunahme bis ins Jahr 2050 prognostiziert. Was Dürre und Trockenheit anrichten können, hat sich in Teilen Deutschlands mehrmals gezeigt: Wenn die Temperaturen steigen und es weniger regnet, nehmen Wasservorräte ab und es steht weniger Wasser zur Verfügung.

Im August 2020 gab es in Lauenau wie auch in anderen Kommunen zeitweise kein Trinkwasser mehr, da die Quellen durch das lange Ausbleiben des Regens ungenügend Wasser führten. Ein anderes Beispiel waren die sinkenden Wasserstände von Rhein und Elbe. Diese sanken während der trockenen Jahre 2018 und 2019 so tief, dass Binnenschiffe über Wochen und Monate eingeschränkt fahren konnten. Auch in der Landwirtschaft und Industrie führte die Trockenheit zu Ernteeinbußen und z.B. zu Engpässen bei Kühlprozessen. Über den UFZ-Dürremonitor gewinnt man schnell einen Überblick, welche Gebiete in Deutschland besonders dürresensibel sind.

Dürremonitor Deutschland: Entwicklung der letzten 14 Tage

Dürremonitor Deutschland: Entwicklung der letzten 14 Tage

Häufiger auftretende Trockenheitsphasen im Sommer bedeuten andererseits auch, dass mehr Wasser verdunstet und es immer öfter stärker regnet. Laut DWD war fast jeder Ort in Deutschland zwischen 2001 bis 2019 von einem Starkregenereignis betroffen. Starkregen ist ein Wetterphänomen, das in Zukunft verstärkt auftreten wird. Hierbei stellt die Flächenversiegelung in den Städten ein weitreichendes Problem dar, da das Wasser keine natürlichen Wege findet, ins Grundwasser abzufließen. Dadurch geraten Kanalisationen bei starken Regen an ihre Grenzen und laufen über. Zu den Folgen gehören Sturzfluten, die auch in Zukunft vermehrt auftreten werden.

Nationale Wasserstrategie: Erste Ansätze gegen Wasserknappheit

Damit Deutschland künftig besser mit klimabedingter Wasserknappheit umgehen und die Wasserversorgung der Bevölkerung auf Dauer sicherstellen kann, bietet die Nationale Wasserstrategie erste Ansätze, dem Wasserproblem entgegenzutreten.

Es wurden 10 Strategien vorgestellt, die im weiteren Schritt im Dialog zwischen Kommunen und Städten diskutiert und zusammengefasst wurden. Fachleute haben verschiedene Handlungsvorschläge erarbeitet, um den Umbau in eine nachhaltige Wasserwirtschaft bis zum Jahr 2050 zu erreichen. Unter anderem entwickelt das BMU in einem Schwerpunkt gemeinsam mit den Kommunen ein Konzept für eine gewässersensible Stadtentwicklung. Ziel ist es die Wasserinfrastruktur an das veränderte Klima anzupassen und es widerstandfähig gegenüber Wasserextremen zu machen.

Wassersensible Städte sind durch ihre Kapazität gekennzeichnet, Wasser aufzunehmen und effizient im Kreislauf zu halten. Zudem bieten sie ein durchgängiges Netz aus Grün- und Freiräumen, um die Lebensqualität zu erhöhen und negative Folgen des Klimawandels zu mindern.

Blau-Grüne Gebäude und Quartiere als zukunftsfähige Lösung

Blau-Grüne Gebäude leisten in Wassersensiblen Städte einen wesentlichen Beitrag, um klimabedingte Extremwetter Folgen zu reduzieren. Solche Gebäude stellen nach der Bebauung (nahezu) den naturnahen Wasserhaushalt wieder her.

naturrnaher Wasserkreislauf (rechts)

naturnaher Wasserkreislauf und Wasserkreislauf nach Bebauung

Natürliche und technische Verdunstungskühlung

Die Anpassung an den Klimawandel wird durch die Verdunstungskühlung gestärkt: Grüne Infrastrukturen wie Stadtgrün, Straßenbäume, Fassadenbegrünungen und Dachbegrünungen beschatten Flächen und verdunsten Wasser. Bei der Verdunstung von Wasser entsteht Kälte, die wiederum die Hitzeentwicklungen vermindert und das Stadtklima nachweislich verbessert. Im naheliegenden Umfeld der Bauwerksbegrünung kann man durchaus eine Temperaturreduzierung von 2-3 Grad erreichen. Reine gepflasterte Plätze hingegen, erhitzen im Sommer sehr stark und schränken die Verdunstung weitgehend ein. Verdunstungskühlung kann sehr natürlich über Pflanzen am, im und um das Gebäude herum entstehen oder technisch über eine entsprechende Gebäudeausrüstung.

Grundwasserneubildung durch Versickerung und Starkregenschutz durch Rückhaltung

Mehr Versickerungsflächen fördern einerseits die Grundwasserneubildung und reduzieren andererseits die Auswirkungen der zunehmenden Starkregenereignisse. Dieser Vorgang kann sowohl oberirdisch über eine Flächenversickerung als auch unterirdisch über eine Rigolenversickerung erfolgen. Schacht- und Muldenversickerung stellen weitere, ergänzende Formen dar. Ist eine ausreichende Versickerung nicht möglich, kann Starkregen vor einer gedrosselten Einleitung zwischengespeichert werden. Solche Starkregenvolumina können durch ein Regenwassermanagement aus der Cloud auch für die Regenwassernutzung eingesetzt werden.

Grau- und Regenwassernutzung

Die Verwendung von Grau- und Regenwasser ermöglicht es, Wasser in Kreisläufen zu führen. Sie stellt eine ökologisch notwendige sowie wirtschaftlich sinnvolle Maßnahme dar, um die natürlichen Wasserressourcen nachhaltig zu schonen. Anstelle von Trinkwasser kann gefiltertes Regenwasser für die Bewässerung von Grünanlagen genutzt werden. Auch die Toilettenspülung und Waschmaschine kann mit Regenwasser versorgt werden. Zudem besteht die Möglichkeit, statt Trinkwasser auch Regenwasser für eine adiabate Gebäudekühlung zu verwenden.

Aufbereitetes Grauwasser von Duschen, Badewannen und Handwaschbecken kann ebenfalls als Teil des effizienten Wasserkreislaufes verwendet werden – wiederum für Toilettenspülung, Bewässerung und Reinigungszwecke. Durch Wärmerückgewinnung kann Grauwasser als energiesparende Wärmequelle eingesetzt werden und einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Klimaziele leisten.

Durch die Verwendung von Regen- und Grauwasser kann der Trinkwasserverbrauch deutlich reduziert werden. Auch die Grundwasserentnahme wird entlastet und kann, in Kombination mit der Regenwasserversickerung, die Grundwasserneubildung fördern und Wasserknappheit vorbeugen.

Deutschland ist im Stress-Test

Der Wasserhaushalt ist in vielfacher Hinsicht vom Klimawandel betroffen. Deswegen braucht Deutschland einen neuen Umgang mit Wasser. Die Politik hat mit der Wasserstrategie einen Meilenstein gesetzt und ein Bewusstsein für eine Neuausrichtung geschaffen. Vor allem im Gebäudesektor, der für knapp 40 Prozent der globalen energiebezogenen CO2-Emissionen verantwortlich ist, wird auch nachhaltiges Wassermanagement in Zukunft eine zunehmend größere Rolle spielen. Hierbei bieten Blau-Grüne Gebäude und Quartiere verschiedene Möglichkeiten an, sich dem Klimawandel anzupassen sowie zukünftige Konflikte bei der Wasserversorgung zu verhindern. Wir sind noch nicht in einem allgemeinen Wasserstress – aber in einem ,,Stress-Test‘‘, sagt Dietrich Borchardt, Leiter des Forschungsbereichs Wasserressourcen und Umwelt am UFZ und betont die Dringlichkeit, den Umgang mit dem knapper werdenden Wasser im Wassermanagement der Städte zu überdenken.

Um ausreichend Vorsorge leisten zu können, ist frühzeitiges Handeln gefragt. Optimaler Weise empfiehlt es sich, Klimaaspekte schon während der Vorplanung eines Bauprojekts zu berücksichtigen. Nur so können effektive Anpassungsmaßnahmen realisiert werden. LAGUS bietet Ihnen hierfür einen Pre-Check an. Der Pre-Check verschafft Ihnen einen frühzeitigen Überblick über Kosten und Nutzen von Maßnahmen zum nachhaltigen Umgang mit Wasser sowie eine umfangreiche Aufklärung über alle relevanten Themen des nachhaltigen Wassermanagements. Der Pre-Check kann schließlich als mehrdimensionale Entscheidungsgrundlage für Ihr nachhaltiges Bauprojekt genutzt werden.

Weitere Infos zu unseren Leistungen finden Sie unter folgenden Link.

 


 

Quellen:
Dürremonitor Deutschland: Entwicklung der letzten 14 Tage
Fona – Wasserflüsse in Deutschland 
DWD: Basisfakten zum Klimawandel, die in der Wissenschaft umstritten sind
Startseite – Bundesverband GebäudeGrün e.V.  Fassadenbegrünung Wirkungen, Vorteile, Fakten
Umweltbundesamt – Trockenheit in Deutschland – Fragen und Antworten
Deutschlandfunk – Politik plant Vorsorge/ Warum das Wasser in Deutschland knapp wird
Bund Gewässerpapier: Auswirkungen des Klimawandels auf den Wasserhaushalt
Neue Züricher Zeitung International- So will Deutschland mit seiner zunehmenden Wasserknappheit umgehen

 

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